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Schicksal der Altofner Deutschen
N A C H W O R T von dr. Josef Fehérvári: Schicksal der Altofner Deutschen
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Ansiedlung und Assimilierung der Deutschen, 18. bis 20. Jahrhundert
Auch die Deutschen in Altofen können mit dem - heute bereits allgemein bekannten, alle Deutschstämmigen zusammenfassenden -
wissenschaftlichen Begriff „Donauschwaben“ benannt werden. So werden seit 1921 die Deutschen genannt, die nach der Vertreibung
der Türken aus Mittel-Südosteuropa, ab dem Ende des 17. Jahrhunderts, in einer Periode von etwa 100 Jahren, in mehreren Wellen in
den Donauraum (früher Königreich Ungarn) angesiedelt wurden. Sie wurden von den Herrschern des Habsburgerreiches, die
gleichzeitig Könige von Ungarn waren, gerufen und kamen aus verschiedenen deutschen Ländern – meistens aus dem süddeutschen
Raum. Viele Großgrundbesitzer beteiligten sich an der Werbung und Ansiedlung deutscher Kolonisten. Die Ursache ihrer Ansiedlung
war immer die wirtschaftliche Notwendigkeit der Zielregionen. Die Siedler waren richtige Kolonisten und führten überall eine
grundsätzliche gesellschaftliche Wende herbei. In den Bergwerk-Regionen waren sie die ersten Bergleute, in den sumpfigen (die
Flüsse flossen kreuz und quer) oder in verödeten Gebieten (Puszta) Ungarns waren sie die Begründer des damaligen „modernen“
Ackerbaus bzw. der intensiven Landwirtschaft, und als Handwerker (später auch Industriearbeiter) waren sie die Begründer der
Städte.
Die Deutschen teilten immer das Schicksal der „einheimischen“ Bewohner, so z.B. im Falle von Streit mit den feudalistischen
Grundherren, standen und kämpften sie schon an der Seite der „Magyaren“. So war es auch im Falle des Anti - Habsburg
Freiheitskrieges der Magyaren 1848/1849. Dieser begann als „bürgerliche Revolution“ zur Umgestaltung der Gesellschaft, wurde aber
zugleich auch ein Kampf zum Entstehen des Nationalstaates der Ungarn. Das ist 1867 mit dem Zustandekommen der K. u. K
(Kaiserlich und Königlich) Doppel - Monarchie gelungen. (Witz aus dieser Zeit: „Wer wischt den Hinteren des ungarischen Königs ab?
Der österreichische Kaiser!“).
Die K. u. .K. Periode 1867 – 1914 war die „Gründerzeit“ des Kapitalismus in Ungarn, mit zahlreichen Widersprüchen in der
Gesellschaft. Trotzdem wird sie aber auch als die „glückliche alte Friedenszeit“ bezeichnet. In dieser Zeit bewahrte noch Altofen
seinen "multikulturellen" Charakter. Friedlich lebten hier bis zum ersten Weltkrieg die Deutschen, die die überwiegende Mehrheit
bildeten, mit Juden, Slowaken und Bulgaren und natürlich auch Magyaren, zusammen. Doch die „Assimilierung“ der Deutschen bzw.
aller „Minderheiten“, war unaufhaltbar. Das Jahr 1873 war eine grundsätzliche Wende, dann entstand - durch die Vereinigung von
Óbuda (Altofen), Buda und Pest - die Großstadt BUDAPEST.
Nach dem 1. Weltkrieg wurde die K.u.K. Monarchie auf Drängen der dort lebenden Minderheiten/Nationen aufgelöst, und es kamen
mehrere Nationalstaate zustande.
In diesen neuen Ländern erfolgte praktisch überall eine identische gesellschaftliche Umgestaltung. In jedem Land gab es eine
Mehrheitsnation mit mehren Minderheiten/Nationalitäten, die Machthaber jedoch wollten einen ethnisch homogenen Staat haben.
(Im Falle des Königreichs Ungarn machten die verschiedenen nationalen Minderheiten die Mehrheit der Bevölkerung aus!). So gingen
die neuen Nationalstaaten in gleicher Form vor: die Minderheiten im eigenen Lande zuerst sprachlich, dann kulturell assimilieren und
im Gegenzug wirtschaftlich integrieren lassen. Wenn die Assimilierung nicht möglich war, dann verdrängen. So hat nach dem 1.
Weltkrieg ein Prozess angefangen, der bis heute kein Ende genommen hat. Mit dem Ziel des „homogenen Nationalstaates“ haben die
Machthaber die Minderheiten millionenweise um-, ein- und ausgesiedelt (in der Wirklichkeit hin- und her getrieben) bzw. hat man
während des 2. Weltkrieges die Staatsgrenzen neugeschrieben (hin- und hergezogen) um sie der dort lebenden Bevölkerung
anzupassen. Das ist aber bis heute nicht gelungen, obzwar dies auf dem Balkan noch brutal praktiziert wird. Fast alle osteuropäischen
Länder haben nationale und ethnische Minderheiten und somit Minderheitenprobleme. Es wird immer nur ein Teil der Minderheiten-
Bewohner erfolgreich assimiliert - weil sie dadurch eine sichere Existenz im Rahmen der Gegebenheiten des jeweiligen
Nationalstaates erhoffen – aber wo Assimilation, dort ist auch gewisse Dissimilation vorhanden! Daher der starke Nationalismus und
als Gegenreaktion die ethnisch bedingten Minderheiten-Aktivitäten in den südosteuropäischen Ländern.
So verlief auch die Schicksalsgeschichte der Ungarndeutschen, die mit der Aussiedlung (also Vertreibung der Deutschen aus Ungarn
1946-1948) zwar noch kein Ende fand, aber doch die vorletzte Phase ihrer Geschichte war. Dazu möchte ich ein neuentstandenes Lied
zitieren, das zusammenfassend ist und von den ungarndeutschen Chören gerne gesungen wird:
Donauschwaben werden wir genannt, und so sind wir weit und breit bekannt,
Unsere Heimat war im Donauraum, und sie bleibt für uns ein ewig schöner Traum
Unsre Ahnen sind vom Schwabenland, einst gezogen in ein fremdes Land,
Und sie schafften hier mit Herz und Hand, mit viel Fleiß und Schweiß ein schönes Heimatland
Goldne Felder standen weit und breit, saubere Dörfer sieht man schon von weit
Auch in Städten waren wir zu Haus, und so schafften wir mit Fleiß jahrein, jahraus
Zeiten kommen und die Zeiten gehen, und so mussten wir auch wieder gehen
Aus der Heimat, dort im Donauraum, doch sie bleibt für und der allerschönste Traum
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Umgestaltung des Deutschtums in Altofen im 20. Jahrhundert
Bis 1945 lebte in Altofen ein den Pfad seiner typischen "schwäbischen“ Tugenden wandelndes, überaus religiöses, seine treue
katholische Gesinnung nicht verleugnendes, traditionsbewusstes, Haus und Hof, Kleidung und Körper sauber haltendes, recht
fleißiges und tüchtiges, nicht zuletzt beispielhaft sparsames deutschsprachiges Völkchen. (Die "Sporsamkeit" mancher "Nockerlzöller"
wurde oft in witzigen Geschichten treffend charakterisiert: Wie viel Nockerln sollten aus 1 Kilo Mehl gemacht werden? Ob Kümmel
auch ein zweitesmal wieder in der Suppe ausgekocht werden können? Oder: "Hund verkaufen, selber bellen!").
Was die Organisiertheit der Altofner Deutschen betrifft, müssen in erster Reihe die zahlreichen kirchlichen Vereinigungen erwähnt
werden: Altar-, Rosenkranz-, Leichen- Bestattungsvereine, Jungmänner - und Mädchenverein, "Credo", Herz - Jesu -Garde,
Marienkongregation, kirchliche Chöre usw.
Die in Ungarn als erste vom Altofner Pfarrer Nándor Cselka gegründete selbständige soziale Hilfsorganisation und Krankenkasse für
Arbeiter (CSELKA – Verein) war in Altofen ab 1884 - bis 1950 /Cselka - Verein/ erfolgreich tätig.
Berühmt waren in Altofen nicht nur die kirchlichen sondern auch die weltlichen Chöre, fast jede Fabrik, Schule oder Organisation
hatte ihren eigenen Gesangverein, "Liedertafeln“ besuchten die stimmungsvollen, kleinen Kneipen, wo Schrammelkapellen spielten.
Blasmusik war an Festtagen, wie am "Kiritog" überall zu hören, ebenfalls bei Bällen und Hochzeiten. Das große "Wergl" (Verkli) mit
seinen alten Melodien gehörte ebenfalls zum romantischen Stadtbild von Altofen. Es gab zahlreiche Tischgesellschaften, Leserkreise
für Arbeiter, Leihbibliothek. Altofen spielte auch im Sportleben der Hauptstadt immer eine wichtige Rolle.
Das traditionelle deutsche Brauchtum war auch in Altofen in erster Linie mit dem Kirchenjahr verbunden /Nikolaustag,
Weihnachtszeit, Christkindl-Sänger, Silvestertag, Neujahrwünschen, die heiligen drei Könige, Faschingszeit, Karwoche und Osterzeit,
Floriantag, "Bitt-Tag" um Christi Himmelfahrt, Fronleichnam, "Kiritog" am Tag Peter und Paul mit Erntefest, "Maria Kräuterweih",
Allerheiligen - und Allerseelentag, Kathrein, sowie Taufe, Erstkommunion, Firmung, Hochzeit und Beerdigung wurden besonders
feierlich begangen/
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Arbeitsplätze und die soziale Klassen
Mit der Industrialisierung am Ende des 20. Jahrhunderts, ging auch eine tiefgehende soziale Umstrukturierung in Altofen vonstatten,
sie widerspiegelte sich auch in den zivilen Organisationen. Ganz oben auf der Stufenleiter standen manche Braunhaxler, die durch
Weinhandel, als Grundstückspekulanten, Miethauseigentümer usw. reich wurden. Eine mittlere Schicht vertraten die Gastwirte,
selbständige Handwerker und Meister, Kleinhändler, eine andere gesonderte Kaste wieder bildeten die Beamten, Intellektuellen und
Angestellten, einen eigentümlichen Platz hatten in dieser Struktur die Fuhrleute in Altofen, meist aus ehemaligen Braunhaxler-
Familien, die nach dem vernichtenden Schlag der Phyloxera (in den Weinreben) in den 80-er Jahren des 19. Jahrhunderts die
Baukonjunktur in Budapest ausnutzten und sich mit Wagen und Pferd in den Transport der Produkte der Altofner Ziegelfabriken
einschalteten.
Ganz unten auf der sozialen Stufenleiter standen die Proletarier, die Hilfsarbeiter in den neuen Fabriken, ihnen kamen sogar die
Knechte und Mägde mit einer höheren Stufe zuvor. Hohe Autorität galt für die Facharbeiter, unter ihnen wurden viele von
ausländischen Investoren /z.B. in der Schiffswerft/ eingeladen. In der Monarchie und zwischen den zwei Weltkriegen erweiterten auch
Altofner Facharbeiter ihre Fachkenntnisse im deutschsprachigen Ausland, woher sie nicht selten auch eine Braut mitbrachten.
Bis Ende des ersten Weltkrieges herrschte jedenfalls eine deutschsprachige Atmosphäre in Altofen, in der Mundart sprachen die
Meister mit den Handwerkern, da sie die entsprechenden Fachausdrücke nur deutsch kannten, die Weingärtner mit den Taglöhnern,
die Fuhrleute, die Gastwirte, die Marktfrauen, die Klatschbasen usw. Hochdeutsch war aber nur bei gebildeten Deutschen bekannt, sie
sprachen schon Ungarisch, benutzen aber in ihrer charakteristischen ungarischen Rede (mit Akzent) noch lange deutsche Wörter.
Als gutes Geschäft galt es, aus den Bauernhäusern mit wirtschaftlichen Nebengebäuden, mit Küchen- und Weingärten
Mietwohnungen auszubauen. So hatten einfache ebenerdige Häuser, deren Fassade an der Straßenseite 3 - 4 Fenster und ein Barocktor
hatte, im Hinterhof und im Garten mehr als ein Dutzend billige Küche-Zimmerwohnungen für die Arbeiter in den Altofner Betrieben.
Mit der quasi Emanzipation der Juden (1873, durch das Zustandekommen von Budapest)) bestand die Möglichkeit für die Altofner
Juden, die um die Mitte des 19. Jahrhunderts in Altofen noch ein Drittel der Bevölkerung ausmachten, auch in Ofen und Pest ihr
Bürgerrecht zu erwerben und so siedelten viele um. Es blieben aber noch zahlreiche Juden ihrem, seit dem 18.Jh. bewohnten und
gewohnten Altofen, bis zu ihrem Holocaust treu.
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„Grinzing“, aber auch ein Proletarviertel von Budapest
Schon vor dem vernichtenden Schlag durch die Reblaus in den Weinreben (1880) hatten die Weinbauer das Recht im eigenen Haus
den eigenen Heuriger (Wein) zu verkaufen. Ein Strohkranz über dem Tor signalisierte es. Aus diesen Braunhaxler - Familien
entstammten berühmte Gastwirte, die mit fleißiger Arbeit Generationen hindurch, aus Altofen eine Art "Grinzing" geschaffen haben.
Hier nur einige zu nennen: Berlinger, Fleßner, Fahn, Flesser, Guth, Gittinger, Giegler, Kehli, Krieg, Lindmayer, Neubrandt. Rosner,
Rabl, Raab, Schlosser, Schuster, Szautner, Thaller, Wittmann, Weber, Weisz Pepi etc.
Besonderes die Künstler der Großstadt Budapest schätzten die stimmungsvollen aber doch billigen Gasthäuser mit Hof- und
Laubgärten, Schrammelkappellen oder Blasorchestern – lediglich fast alle noch mit Plumps-Klo - hoch. Der berühmte Novellist Gyula
Krúdy verbrachte auch seine letzten Jahre in den, ihren Dornröschen-Schlaf träumenden Altofner Gassen. Eine Gedenktafel ist auf
seinem Wohnhaus zu sehen.
Das von Dichtern viel besungene romantisch-heitere Altofen hatte aber auch ein anderes recht trauriges Gesicht auf seinem Janus -
Kopf: das schreckliche Proletar-Viertel bei den Ziegelfabriken. Immerhin waren hier wenig Braunhaxler, sonder eher „Gastarbeiter“
aus den Nachbarnländer untergebracht.
Nicht zufällig wurde von Mihály Táncsics (ursprünglich Sztancsics), der „Erste Arbeiterverein " 1869 in Óbuda gegründet. Leo
Frankel, der später in der Pariser Kommune eine wichtige Rolle spielte, organisierte auch hier den landesweiten „Allgemeinen
Arbeiterverein“. So kann Altofen mit Recht als die Wiege der ungarischen Sozialdemokratie betrachtet werden.
Für die Arbeitslosen bestand ein "Menschenmarkt" auf dem Florianplatz beim Florian - Denkmal, wo auch die Altofner Landwirte
sich ihre Knechte und Mägde aus den ärmeren Gegenden Ungarns, aber auch aus dem „Oberland“ (heute Slowakei) und aus
Siebenbürgen (heute Rumänien) ausmusterten. Es kamen auch viele Ungarndeutsche aus dem Dorf hierher - schon in der
Zwischenkriegsperiode - um Ungarisch zu lernen!
Als letzte Minderheitsgruppe erschienen bulgarische Gärtner in Altofen, die schon vor dem ersten Weltkrieg den Gemüsebau mir
Erfolg praktizierten.
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Die große Magyarisierung zwischen den zwei Weltkriegen
Die Versailles-Verträge - für Ungarn der „Trianonvertrag“ 1920 - hatten auch für Altofens multikulturelles Leben das Ende bedeutet.
Es nahm eine mehr oder weniger gewaltsame "Magyarisierung" ihren Anfang. (“Frisst du ungarisches Brot, so sprich ungarisch!“).
Eine staatliche Anstellung, Karriere in staatlichen Ämtern, ein Aufsteigen auf der "Eselsleiter" war für Minderheiten nur dann
möglich, wenn sie ihren ursprünglichen Namen auf einen ungarisch klingenden Namen „magyarisierten“. Auf den traditionellen
Altofner Weinlesefesten erschienen die waschechten deutschen Burschen und Mädel schon in der ungarischer Volkstracht (aus der
Kostümausleihe…), die deutschen Burschen ritten als "Tschikosch" im Festzug, die Gäste in den Gasthäusern saßen überall unter den
ungarischen Trikoloren in "rot-weiß-grün". (Witz: Am meisten saßen in den Kneipen der Roth, der Weiss und der Grün…)
Die Magyarisierung erbrachte auch auf die alltägliche Kommunikation ihre Auswirkung; die Deutschen sprachen schon
untereinander Ungarisch.
Der Volksbund (der Deutschen in Ungarn) war in Altofen/Óbuda ab 1938 recht aktiv – es gab auch eine Volksbundschule (in der
Kiscelli Strasse, am Hang unter dem Schloss Kleinzell) - aber die Wiederbelebung des Deutschtums, der deutschen Kultur, war
erfolglos.
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Die drei großen Schicksalsprüfungen nach dem 2. Weltkrieg
- Erste Schicksalsprüfung: 1945 „malenkij robot“= Verschleppung in die Sowjetunion
Mit Kriegsende 1945 erlebte die Altofner deutsche Minderheit ihre erste Schicksalsprüfung: die Verschleppung der Männer in
die Sowjetunion. Im Alter zwischen 15 - 45 Jahren mussten sie im Rahmen der „Reparation“ zur Zwangsarbeit in die
Sowjetunion. Die Rotarmisten – mit Beihilfe der ungarischen Kommunisten - operierten mit der Lüge: "malenkij robot", es ginge
also nur um eine kleine Arbeit, die Männer dürften bald zurückkehren. (Der Vater von Stefan Neubrandt zog - am 3 Januar -
nur einen „Schlafrock“ über seinen Pyjama, so ging auch er, die „kleine Arbeit“ zu erledigen. Er kam nie zurück, wie auch der
Vater von Florian Werkli, und noch Tausende und Abertausende von den Verschleppten.) Die Rotarmisten und ihre
Helfershelfer sammelten die gefangenen Zivilisten mit Vorliebe in von Deutschen bewohnten Gebieten. So wurde in den ersten
Januartagen 1945 fast die gesamte arbeitsfähige männliche Bevölkerung Altofens verschleppt, im Fußmarsch der Donau entlang,
durch Rumänien getrieben, und dann im Güterzug in die Sowjetunion verfrachtet. Grob ein Drittel der Verschleppten kam schon
unterwegs auf dem „Todesmarsch“ ums Leben, durch Frost, Verhungerung und Epidemie. Etwa das zweite Drittel „verreckte“
dann in den Gruben des „Donjetz-Beckens“, im Ural oder in Sibirien. Zurück nach Ungarn kam etwas mehr als ein Drittel,
nach einer 2 bis 5 Jahre dauernden schweren Zwangsarbeit, meistens schwerkrank zurück.
Statistische Angaben stehen uns dazu nicht zur Verfügung. 1950 zählte die Statistik in der Altofner Bevölkerung einen
Kriegsverlust von rund 12,000 Menschen.
Wir gedenken der Verschleppung immer am 2. Weihnachtstag ( 09.00 Uhr) auf dem Hauptplatz von Altofen, wo wir 1994 auf
der Hauptfassade des Rathauses eine zweisprachige Gedenktafel für die Opfer anbringen konnten.
- Zweite Schicksalsprüfung: 1946–1948 , Vertreibung aus Ungarn nach Deutschland
Die zweite Schicksalsprüfung der Ungarndeutschen war die als „Aussiedlung“ benannte Vertreibung im Sinne des Potsdamer
Abkommens 1945. Sie bezog sich dagegen auf relativ wenige Altofner Deutsche. Es wurden nur stark exponierte „Volksbündler“
(„Volksbund der Deutschen in Ungarn“, ein kultureller Landesverein der Ungarndeutschen, der nach 1941 immer mehr unter
nationalsozialistischen Einfluss geriet, ebenso, wie die gesamte damalige ungarische Politik) und reichere Grundbesitzer vertrieben.
Dabei spielte es eine entscheidende Rolle, dass die Vorschriften des Potsdamer Abkommens (bzw. der ungarischen
Regierungsverordnung) bei den stark assimilierten Altofner Deutschen nicht leicht anwendbar waren. Impraktikabel auch
deswegen, weil bei ihnen, die zumeist kleine Existenzen und Arbeiter waren, eine "Enteignung vom deutschen Eigentum" nicht
in Frage kommen konnte und was noch wichtiger ist, der Staat beanspruchte in den schweren Nachkriegsjahren ihre Arbeit.
Aus gleichen Gründen wurden z.B. die in dem naheliegenden Werischwar/ Pilisvörösvár die Deutschen, die in den
Kohlengruben arbeiteten, von der „Rücksiedlung in die Urheimat“ befreit. ( 90% der Ortseinwohner.)
1950 wurde das früher selbständige Dorf Békásmegyer (Krottendorf) zu Budapest eingemeindet. Dort lebten bis zu ihrer
Vertreibung mehrheitlich Ungarndeutsche, die 1946 etwa zu 95% „ausgesiedelt“ wurden. Sie leben heute in mehreren Gemeinden
in Baden–Württemberg. So lange sie leben werden, bleiben auch die Kontakte zwischen den Heimatvertriebenen und den wenigen
Heimatverbliebenen innig aufrecht, ihre Kinder rechnen sich aber schon nicht zu den Ungarndeutschen!
- Dritte Schicksalsprüfung: 1967–1977 Zwangsumsiedlung innerhalb von Budapest
Eine Art der "Vertreibung" war das städtische Sanierungsprogramm, in dessen Rahmen 1967-1977 die Altstadt von Altofen
niedergerissen wurde. Urwüchsige Altofner erhielten Tauschwohnungen in entfernten Regionen der Hauptstadt (Újpalota,
Káposztásmegyer, Lágymányos und Albertfalva). Ein Berichterstatter dieser Periode aus Altofen formulierte es so: …mit den
barbarischen Maßnahmen ging das sozialistische Ungarn den berüchtigten Urbanisierungsplänen von Ceaucescu in Rumänien
voraus…. Ein Wohnbaukombinat sowjetischen Typs in Altofen (heute steht dort das AUCHAN-Einkaufszentrum) stellte uniformierte
Fertigteilhäuser mit 10-15 Stockwerken „am laufenden Band“ her.
Echte Betonsilos, die mit der sog. Paneltechnik aufgebaut wurden, ohne Phantasie und obendrein in der Benutzung sehr teuer.
Sie sind noch heute traurige Baudenkmäler einer, die kulturellen Werte der Vergangenheit rücksichtslos vernichtenden
Stadtplanung. Braunhaxler, die aus ihrer kleinstädtischen, beinahe dörflichen Umwelt herausgerissen wurden, wo ihre Vorfahren
Generationen hindurch lebten, wo der Bagger den vom "Kukkähnl" /Urgroßvater/ gesetzten alten Birnbaum samt Wurzeln
umstürzte, fühlten sich selbst als ein mit seinen Wurzeln aus dem Mutterboden gerissener Baum. Es gibt immer noch unter den
Ältesten einige, die im Traum noch oft ins alte Vaterhaus, in den Garten ihrer Kindheit, ins Nest der früheren deutschen
Gemeinschaft zurückkehren. Man hört noch, wie das Ahnl (Oma) sagt: " Sepp, ke hui Milli!".
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Gibt es noch Deutsche in Altofen-Krottendorf nach der Wende 1989?
In der Periode des „Sozialismus“ waren in Ungarn keine freien, selbstständigen Zivilorganisationen tätig, die Gesellschaft
wurde vom „Vater Staat“ zentral, im Sinne des „proletarischen Internationalismus“ von oben herab bis ins kleinste Detail
organisiert. In Altofen wurde zwar schon 1954 ein „Schwabenball“ veranstaltet, ( im alten Gasthof, wo heute der „Óbudai
Társaskör“ neu .eingerichtet ist ) das bildete aber nur einen Teil der damaligen ungarischen „Schaufenster-Politik“.
Im 05. Februar 1994 - 5 Jahre nach dem Systemwechsel 1989 - ging es soweit, dass - dem Beispiel des Budapester Deutschen
Kulturvereins (Dr. Wendelin Hambuch) folgend - der „Braunhaxler Verein zur Pflege der deutschen Traditionen in Altofen“ mit 73
Mitgliedern offiziell gegründet wurde. (Die Initiatoren der Gründung waren Dr. Imre Dedics, Tibor Tauner und Josef Fehérvári)
Nach dem neuen Minderheitengesetz Ungarns bestand 1994 die Möglichkeit, eine „Selbstverwaltung“ für die deutsche
Minderheit auch in Altofen-Krottendorf (3.Bezirk von Budapest mit etwa 135.000 Einwohnern) zu bilden. Die deutsche Minderheit
bekam bei den Kommunalwahlen 1994, 1998, und 2002 – als noch laut des Wahlgesetzes alle Wahlbürger - mit einer
Zweitstimme - auch eine Minderheiten– Selbstverwaltung wählen durften ,13.000 - bis 18.000 gültige Stimmen.
Bei den Lokal-/Kommunalwahlen 2006 hatten die Wahlberechtigten der Minderheiten das neue Recht (im Prinzip
Verpflichtung), sich beim Wahlbüro (im Bürgermeisteramt ) im Voraus registrieren lassen. Das taten sie aber nicht. Die den
Minderheiten Zugehörigen haben im Nationalstaat der Magyaren die traurige Lehre gezogen, dass es benachteiligend ist einer
Minderheit anzugehören. Man muss sich daran erinnern, dass zur „Aussiedlung“ ( Vertreibung nach Deutschland ) unter anderen
auch diejenigen verpflichtet waren, die bei der Volkszählung 1941 Deutsch als Nationalität oder als Muttersprache angegeben
hatten. So ließen sich 2006 in Altofen nur 167 wahlberechtigte Bürger im Bürgermeisteramt als Deutsche registrieren.
(www.valasztas.hu)
Bei der Volkszählung 2001 konnte man auf 3 Fragen freiwillig Antwort geben, die einen „Nationalitäten-Status“ umschrieben.
Eine war etwa wie folgt: „Welcher Kultur - außer der Ungarischen – stehen sie nahe?“. In Óbuda - Békásmegyer haben 640 Personen
die Antwort „Deutsch“ freiwillig angegeben. (Die meisten verschwiegen auch dies)
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Organisationsformen der Kindeskinder der Braunhaxler (1994 – 2010)
Die Minderheiten erfuhren in den 1990er Jahren doch viel Positives. Seit 1993 sind also der gemeinnützige „Braunhaxler -
Verein” zur Pflege der deutschen Traditionen in Óbuda (offiziell erst am 05. Februar 1994 im „Óbudai Társaskör“ von 73 Personen
gegründet, in der langen Pause eines Schwabenballes) und seit November 1994 die „Deutsche Minderheiten Selbstverwaltung Óbuda-
Békásmegyer“ (kurz DSV) offiziell „in Betrieb“. Sie arbeiten seitdem Hand in Hand, im Vorstand sind praktisch fast immer dieselben
„Mannschaften“ tätig.
Ein neuer „Braunhaxler- Gesangverein” (Német Énekkar Egyesület, Békásmegyer) ließ sich 2006 selbständig eintragen und wird von
der DSV gefördert.
Unsere schönen Ziele sind in den Satzungen zusammengefasst, siehe bitte unter www.braunhaxler.huwww.braunhaxler.hu
und auch in den jährlichen Arbeitsplänen, wie z.B. als “Német Kisebbségi Önkormányzat Tevékenységi Program“.
In der Praxis sieht es natürlich anders aus, weil in Ungarn sowohl die offiziell hoch gepriesenen Selbstverwaltungen der
Minderheiten, als auch die zivilen Vereine auf eine unsichere staatliche Förderung, bzw. auf die Unterstützung der lokalen
Kommunal–Selbstverwaltung angewiesen sind. Man kann sich , um eine Förderung zu erlangen, an Stiftungen im In- und
Ausland wenden, diese beanspruchen aber riesige Administration und sind absolut unsicher, mit ihrer Hilfe meistens recht
bescheiden (der Hilfe zur Selbsthilfe steht der große Aufwand gegenüber).
Die Mitglieder der Vereine sind meist arme und bejahrte Menschen, die nur einen symbolischen Mitgliedsbeitrag leisten
können, eher selbst eine Hilfe benötigen und erwarten würden.
So genannte Sponsoren zu finden, ist ebenfalls mit viel Aufwand verbunden und ist absolut unsicher.
Zu ihrem Budget bekommen alle Minderheiten-Selbstverwaltungen – deren Zahl in Altofen - Krottendorf seit 1994 stetig zunimmt
- einen identischen Förderbeitrag. 1994 waren nur noch zwei ihrer (Deutsche und Zigeuner), 2009 hingegen waren es schon 10
Minderheiten–Selbstverwaltungen (laut Papier) tätig und sie bekamen alle von der Kommunalselbstverwaltung von
Óbuda–Békásmegyer den gleichen Förderungsbeitrag von je 2,5 Millionen Forint , also etwa 9.000 EURO pro Jahr.
Bei der Verwendung der bescheidenen Finanzen folgte die DSV immer dem Prinzip, dass für die 3
Hauptaufgaben–Bereiche, je grob 1/3 der Finanzen verwendet werden sollen: 1. Förderung des ungarndeutschen Unterrichtswesens,
2. Organisierung der Tradition pflegenden Aktivitäten und 3. Kosten der Administration.
1.
Ungarndeutsches Bildungswesen in Altofen-Krottendorf
Von Anfang (1994) an besteht eine große Nachfrage nach dem so genannten Nationalitäten-Unterricht, der vom Staat, doch
gefördert wird. Der wichtigste Grund der Nachfrage ist wohl, dass es den Eltern nichts kostet. Von den 3 Kindergärten, die also so
eine ergänzende ungarndeutsche Bildung geben, sind folgende: Der „Schloss“ Kindergarten an der Bécsi- Straße, der
Bárczy–Kindergarten in Krottendorf und der „Gyöngyösbokréta“–Kindergarten des Salesianer–Ordens im Zentrum von Altofen.
Aber von den Kindern in den drei Kindergärten lernen weniger als 1/3 der Kinder in so genannten ungarndeutschen
Nationalitäten-Schulklassenzügen weiter.
Ein „ungarndeutscher“ Grundschule-Klassenzug ist in der Medgyessy–Schule in Krottendorf tätig. Die „Erste Altofner
Grundschule“ auf der Vörösvári-Straße (Első Óbudai Általános Iskola) kann jedoch zu 100% als eine „ungarndeutsche“ Schule
betrachtet werden, mit etwa 400 Schülern. Hier unterrichten 20 Fachpädagogen Deutsch als Fremdsprache und dabei werden einige
Fächer (Volkskunde der Ungarndeutschen und Heimatkunde) deutsch gelehrt. Es wird in beiden auch Englisch und Informatik
unterrichtet, ohne diese Fächer kann man sich heutzutage keine Schule mehr vorstellen .
Das renommierte „Árpád -Gymnasium“ im Zentrum Altofens führt – unter anderen - auch einen kleinen „ungarndeutschen“
Klassenzug.
Mit den Tätigkeiten der Schulen – konkret der Pädagogen – sind wir sehr zufrieden, weniger aber mit der Auffassung der
Eltern. Die Erweiterung der „Ersten Altofner Grundschule“ zu einer zweisprachigen Schule (wo es obligatorisch wäre
mindestens 50% der Fächer auf Deutsch zu unterrichten ), scheitert am Desinteresse der Eltern. Für sie sei wichtiger,
perspektivisch die Aufnahme ihrer Kinder an einer (ungarischen) Hochschule oder Universität zu sichern, als das perfekte
Deutsch–Können. Immerhin lernen von den Absolventen dieser Grundschulen jährlich 4-5 Kinder im ungarndeutschen
„Schiller–Gymnasium“ in Werischwar, und etwa genau so viele im ungarndeutschen Klassenzug des Árpád-Gymnasiums weiter.
Beim „Árpád“ haben wir auch den Eindruck, dass es bei den Kindern, die am ungarndeutschen Klassenzug lernen, nicht die
ungarndeutsche Identität die Rolle spielt, sondern der gute Ruf der Schule, da sie landesweit bekannt ist als Spezialschule für
Real-Fächer, wie z.B. Mathematik.
Die erwähnten Kindergärten und Schulen haben alle deutsche Kulturgruppen (Chöre, Tanz- und Schauspielgruppen) und
treten gerne überall auf, auch in unseren traditionellen Programmen. Sehr schön veranstalten sie ihre eigenen Schultage, auch
am Martinstag den Umzug mit Laternen, wo sie in großen Gruppen Deutsch singen und „Kindertheater“ vortragen.
All “unsere“ Schulen sind ausgesprochen erfolgreich bei den zahlreichen, landesweiten Rezitations-Wettbewerben, insbesondere
bei den Kinder – Schauspielgruppen!
2.
Pflege der deutschen Traditionen im 21. Jahrhundert
Schwabenbälle
Wie viele andere ungarndeutsche Vereine, so haben auch wir nach der Wende mit der Organisierung der so genannten
„Schwabenbälle“ angefangen. (Hier müssen wir unseren „Frédi“ Millinger aus Krottendorf loben, der diese Veranstaltungen auf sehr
hohen Niveau durchführt!). Wie schon gesagt, beim Schwabenball 1994 haben wir gleichzeitig den Braunhaxler Verein gegründet
und seitdem wurde diese Zivilvereinigung zum Motor für Pflege der deutschen Traditionen in Altofen. Ihre regelmäßigen
Programme sind bunt. Hier möchten wir die aktive Tätigkeit der zwei ungarndeutschen Chöre hervorheben. Besonders der
Braunhaxler – Singkreis (Dalkör) liefert zu allen Programmen eine sichere „Massenbasis“ und sie haben in den letzten 3 Jahren
Ungarn-weit die Altofner deutsche Kultur bekannt gemacht. Im „Deutsch–Klub“ stehen Vorträge und Gespräche auf dem
Programm, auch ein Internet–Klub mit 4 PC wird gern - besucht, wo Computer – Kurse für Senioren gehalten werden!
Unsere Grundprogramme bilden seit langem die ungarndeutschen Schicksals - Gedenk-Veranstaltungen und die deutschsprachigen
Gottesdienste. Die Kirchen machen gerne mit, auch unsere beiden Chöre sind immer eifrig dabei!. So werden von uns
alljährlich Gedenkprogramme zur Verschleppung („Malenkij robot“ 1945), zur Vertreibung („Zwangsaussiedlung der Deutschen“
1946–1948) und zum „Kiritog“ (Kirchweihtag) von Óbuda veranstaltet. Wir führen zu Ostern immer eine zweisprachige
Kalvarien–Prozession durch ( Karfreitag um 16.00 Uhr am Kalvarienberg Klein-Mariazell ), aber die übrigen Kirchenfeste feiern
wir eher woanders, in der Gesellschaft von anderen Ungarndeutschen. So nehmen wir jährlich mehrmals an ungardeutschen
Wallfahrten im In- und Ausland teil, mindestens mit einer Busgruppe.
Kirschen – Kiritog
Seit 1996 haben wir den traditionsreichen Altofner “Kirschen–Kiritogs“ neubelebt, den wir zum Peter-Pauls Tag am letzten
Wochenende im Juni, Kirchweihtag der Hauptpfarrgemeinde Heilige Peter und Paul, neubelebt. (Unser Stefan Neubrandt war
immer sehr aktiv dahinter!) Die Pfarrei feiert würdig, mit einem Festgottesdienst, wo auch der lokale, weitbekannte „Albert
Schweizer-Chor“ mit Orchester mitwirkt. Der Braunhaxler–Verein organisiert auf dem Hauptplatz von Altofen ein 2 Tage
dauerndes Kulturprogramm, mit „Bierzelt“ und Gaudi im Freien. Es wird oft - wie halt ein stimmungsvolles Volksfest - von
zehntausend Bürgern besucht. Am Samstagnachmittag wirken zahlreiche ungarndeutsche Kulturgruppen – in letzterer Zeit auch
slowakische – mit, und die Blas- und Schrammelkapellen, sowie der Straßenball dürfen auch nicht fehlen.
Kiritog der Phyloxera-Kapelle
Jeweils am ersten Sonntag in September gedenkt der Braunhaxler – Verein – und die Dreifaltigkeits- Kirchengemeinde auf der
Vörösvari Strasse - der verheerenden Phyloxera Seuche in den 1880-er Jahren, als die Weinfelder am „Arany-hegy“ von der Reblaus –
Krankheit verschont geblieben sind. Dort wurde von den Vorfahren von unserem Stefan Neubrandt eine barocke Kapelle erbaut, die
zu diesem Zeitpunkt ihren Kirchweihtag feiert. Der Braunhaxler – Verein pflegt dort auch einen Kruzifix, direkt neben der ehemaligen
Wiener Landstraße (Külső Bécsi út).
Krumpiern - Kiritog
Ebenfalls eine Großveranstaltung des Braunhaxler Vereins ist ein Volksfest der so genannte „Krumpirn-Kiritog“ (Grundbirnen =
Kartoffeln) am 2. Weihnachtstag, den 26. Dezember. Es war ursprünglich eine Veranstaltung der Gasthöfe auf ehemaligen „Országút“
(Landstrasse, heute Margit – körút in Buda, früher die Grenze zu Óbuda), in den letzten 20 Jahren wird aber in Altofen gehalten, wo
dafür eine Massenbasis vorhanden ist. Als Ursprung des Krumpirn Kiritogs nennt man die große Donauflut von 1838, als die
Bevölkerung von PEST auf die Berge von BUDA flüchten musste. Dort hausten sie – solange die Überschwemmung anhielt – auf den
Dachböden und in den Schuppen der dort lebenden (deutschen) Landwirte. Ihre Speise war immer Bratkartoffeln mit Gänseschmalz
und Zwiebel. Schon am drauffolgenden Jahr kamen die einstigen Flutgeschädigten zur Erinnerung – am 2. Weihnachtstag – wieder
nach Buda. Daraus entstand angeblich die Tradition des „Krumpirn-Kiritogs“ die von den historischen Gasthöfen (dafür haben nur
Wenige eine Genehmigung bekommen, nur jene, die angeblich involviert waren!) gerne aufgegriffen wurde. Dies ist dann zu Beginn
des 20. Jahrhunderts zu einer Art Volksfest geworden, wo die Familien in ihrer Feiertagskleidung – eine „Krumpirn“ mit rot-weiß-
grünem Band am Revier – von einem Gasthof zum anderen spazierten und sich unterhielten. Die „Schrammel-Musik“ durfte nicht
fehlen.
Nachdem 2. Weltkrieg wurde es vom berühmten ungarndeutschen Forscher des ehemaligen Tabans (Wasserstadt) Árpád FISCHER
neubelebt (zuerst 1959 in der Paksi Halászcsárda) und später von einem Braunhaxler,Tibor TAUNER in ÓBUDA fortgesetzt. (zuerst
1980 im Restaurant Újlak). Er ist mit seiner Familie bis heute der Organisator dieses Volksfestes.
Heutzutage wird alles in einem großen Gasthof veranstaltet, wo ungarndeutsche Kulturgruppen und Kapellen mitwirken. Der alten
Tradition nach ist der „Leckerbissen“, die Bratkartoffel mit Schmalz und Zwiebel, kostenfrei und die Leute tun miteinander plaudern,
lauthals singen (Deutsch nunmehr wenig) und tanzen. Jedes Jahr werden Verdienten zum „Krumpirn – König“ und zur „Krumpirn –
Königin“ gewählt – mit Kartoffel – Kronen gekrönt - eine Art von Ehrenbürgern. Es ist ein Fest der Freundschaft und der Solidarität!
Advent- Singen
Ein populäres Programm ist jedes Jahr das Advent – Singen, jeweils am 2. Donnerstag im Dezember (17.00 Uhr im Gemeinschaftshaus
Békásmegyer) wo neulich auch die hiesigen Slowaken mitwirken. Die Schulgruppen führen ihre Weihnachtsprogramme vor und wir
Erwachsene singen Adventslieder in Deutsch bzw. die Volkslieder eher mehrsprachig, also auch Slowakisch und Ungarisch.
Ausflüge in jeder Menge, aber…
Der Braunhaxler-Verein organisiert jährlich mehrere Ausflüge. In den 1990er Jahren waren diese 1- 2- 3-Tage dauernden
Busfahrten zweisprachig und führten in Gegenden, wo Ungarndeutsche leben, mit reichhaltigem ungarndeutschem Programm. Sehr
oft mussten wir mit 2 Bussen plus PKW-s, also mit mehr als 100 Personen fahren.
Im 21. Jahrhundert mussten wir uns schon der bitteren und traurigen Erkenntnis bewusst werden, dass unsere „alten
Braunhaxler“ ausgestorben sind und die überwiegende Mehrheit der Vereinsmitglieder kein Deutsch mehr kann. Die Mitglieder
des Vereins sind auch eher Sympathisanten und keine Ungarndeutsche mehr.
3. Denkmalpflege in Óbuda
Auf diesem Gebiet waren wir bisher recht erfolgreich. Es muss aber erwähnt werden, dass uns dabei auch die hiesige
Kommunal-Selbstverwaltung und andere Sponsoren tatkräftig unterstützten.
Es geht um alte Barockdenkmäler, markante Punkte des historischen Stadtbildes, deren Restaurierung und Wiederaufstellung
unsere Gewissenspflicht gegenüber unseren Ahnen war und gleichzeitig eine Art Demonstration für Altofner der Gegenwart
und der Zukunft ist.
- So erneuerten, restaurierten und stellten wir 1996 die 14 Kreuzweg-Stationen des Kalvarienbergs - Klein-Mariazell auf.
Auch die Kirchengemeinde ließ dazu die Kreuzwegkapelle erneuern, der Fußgängerweg wurde von der
Kommunalselbstverwaltung asphaltiert.
- Vor dem Kirschen-Kiritog 2000 (am 24.Juni) kam es dann zu unserem „großen Tag“ der Denkmalpflege. Das riesige
Dreifaltigkeitsdenkmal am Platz des Heiligen Geistes (ursprünglich nach der großen Pestepidemie um 1739 aufgestellt) wurde
wiederhergestellt und nach einer Prozession (mit großer Menschenmenge, Blaskapellen, Trachtengruppen) durch den Nuntius
wieder eingeweiht. Das monumentale Denkmal (mit 3 Reliefs und 9 lebensgroßen Heiligenstatuen geschmückt) war während der
ersten Jahre der kommunistischen Diktatur abgerissen worden. Nicht alle Teile des Denkmals waren nach einem halben
Jahrhundert in einem Lapidarium vorzufinden, ein Drittel der Statuen musste neu geschnitzt werden.
Hier sollen wir unbedingt die Verdienste des Braunhaxlers Stefan Neubrandt würdigen, der als geschäftsführender Vorsitzender
des Braunhaxler Vereins opferwillig die Restauration „erkämpfte“. Nach seinem Tod 2004 wurde er zum Ehrenbürger von
Altofen gewählt, und sein Name ist an der Rathauswand zu lesen).
- An der Mauer der St Josefs Kirche, ursprünglich Kirche der 1946 „ausgesiedelten“ Ungarndeutschen von Krottendorf, haben wir
schon 1995 eine Gedenktafel zum Gedenken ihrer Vertreibung angebracht. 2002 stellten wir dort in der Nähe auch das große - zur
Zeit der Diktatur ebenfalls verschwundene - Feld-kreuz ( Kurz-Kreuz ) wieder auf. Die dortigen Dorfstraßen, die im „Sozialismus“
umbenannt worden waren, bekamen auch wieder ihre früheren Namen zurück. Auch Georg Herrhof, einem Märtyrer des
Aufstands 1956, wurden eine Gedenktafel und ein Straßenname geweiht. Bei der Gedenktafel und im kleinen Garten beim
Kurz-Kreuz findet man immer Blumen. Am Gedenktag des Ungarischen Aufstands 1956 (23.Oktober) wird vom Gemeindeverein der
St. Josefs Kirche in Krottendorf (Keresztény Nemzeti Kör) ein Fackelzug zur Gedenktafel von Georg Herhoff organisiert.
- Nach 5 Jahren Vorbereitungen ( die Restauration der Denkmäler bedingt viel Arbeit ) planen wir für 2010 auf dem Florian-
Platz in Óbuda wieder ein ehemaliges Barock- Denkmal ( Votiv-Altar ) mit Heiligenstatuen aufzustellen, das 1950 von den
Kommunisten abgerissen wurde.
Mit den wiederhergestellten Denkmälern der Vergangenheit möchten wir unserer Gegenwart und unserer Zukunft eine
Botschaft senden, dass hier in Óbuda – Békásmegyer einst Deutsche lebten und ihre Nachkommen immer noch da sind.
Pflege der geistigen Traditionen, Veröffentlichungen
Wir waren und sind immer bemüht, die geistigen Traditionen der Braunhaxler zu pflegen, nur die spärlichen Finanzquellen
hindern uns daran, mehr Vorbilder und Werte aus der Vergangenheit für Menschen der Gegenwart und der Zukunft
aufzuzeigen. Wir haben 1994 eine ungarndeutsche Heimatforscher–Gruppe aufgestellt , die als Gruppe aber – mangels der
Finanzen - nicht lange tätig sein konnte. (Der Leiter der Gruppe war der Autor dieses Buches, Florian Werkli). Wir haben viele
Pläne, deren Verwirklichung noch auf sich warten lässt.
Was wir noch in diesem Bereich machen können, ist klar, wir fördern die ehrenamtliche Tätigkeit der Mitwirkenden. Hier
erwähne ich Bücher, die auch durch unsere Mitwirkung bzw. Förderung veröffentlicht wurden:
1996 Historische Chronologie von Altofen- Krottendorf, mit Förderung des Óbuda-Museums ( Óbuda-Békásmegyer Történeti
Kronológia, Helytörténeti füzetek 1996. 1. szám )
1997 Heimatbuch der Krottendorfer, „Szülőfalunk Békásmegyer“. Eine Dorfchronik, die von den vertriebenen Ungarndeutschen
aus Krottendorf 1981 in Deutschland veröffentlicht wurde.
2000 „Chronik von Altofen“, deutschsprachiges Arbeitsheft für den Heimatkunde – Unterricht der Schulen (Katalin HOLEVÁSZ,
Deutschlehrerin in der Bárczy-Schule)
2001. Die 14 Nothelfer-Heiligen, „A 14 segítőszent“. Ungarisch. Elisabeth BALÁZS. Beschreibung eines – auch unter den
Ungarndeutschen verbreiteten - Kultes , 17 -18.Jahrhundert.
2002 Kunst im 18.Jahrhundert in Altofen. Ungarisch. „Művészet a XVIII. századi Óbudán“. Monika LIPP )
2003 “Zu Wasser und zu Lande“ und: „Német földről, gyalogszerrel, tutajjal“, Ein zweisprachiges Buch (linke Spalte ungarisch,
rechte Spalte deutsch), Ausführliche Beschreibung der Einwanderungs-Geschichte der Deutschen nach Altofen um 1703. Autorin:
Frau GÁLOSFAI Jenőné, geborene Hedwig Wittmann. Erschienen in Zusammenarbeit mit dem Óbuda-Museum, Ortshistorische
Hefte, Nr. 1/2003, 8. Jahrgang.
2007 „Kockás abrosz, jó kadarka“ (Karierte Tischdecken und guter Kadarka–Wein ), Ungarische Beschreibung historischer
ungarndeutscher Gasthöfen (Wirtshäuser/Kneipen) in Altofen von 1850 bis 1952, (also, bis sie beschlagnahmt und verstaatlicht
wurden). Autorin ebanfalls Frau GÁLOSFAI Jenőné. Erschienen bei Óbuda-Múzeum, Helytörténeti füzetek 2007/1).
Wir haben – mangels Finanzen – die ungarischen Manuskripte von Tibor Budai (Volk) nicht veröffentlichen können:
„Elmentek, de nem önként“ (Sie sind weggegangen, aber nicht freiwillig), eine Beschreibung der Verschleppung der männlichen
Bevölkerung von Altofen in die Arbeitslager der Sowjetunion. (Malenkij robot 1945).
Óbuda németajkú lakosságának krónikája“ (Chronik der Deutschen in Altofen ), in Zusammenarbeit von Tibor BUDAI (Volk) mit
Frau Katalin KISS ( Helmberger ).
Der Braunhaxler–Verein veröffentlicht alljährlich - seit 1998 – einen Wandkalender, mit alten Bildern von Gebäuden, Szenen des
Lebens im 19. Und 20. Jahrhundert.
Beiträge zur Geschichte der Deutschen von Altofen-Krottendorf haben wir in vielen anderen Büchern publiziert, so z.B. im
umfangreichen Band (600 Seiten) „Deutsche in Budapest“, herausgegeben von der Hauptstädtischen Deutschen Selbstverwaltung
und vom Deutschen Kulturverein Budapest (Dr. Wendelin Hambuch, 1998).
4. Administrative Tätigkeit der DSV, freiwillige Mitarbeit
Wir, – Mitglieder der DSV sind immer davon ausgegangen, dass die Ungarndeutschen, als loyale Staatsbürger Ungarns,
dieselbe Rechte und Pflichte haben, wie die übrigen Staatsbürger. Unsere Interessen weichen von der „Mehrheitsbevölkerung“ nur
auf 2 Gebieten ab: Wir wollen Möglichkeit haben, die ehemalige deutsche Muttersprache (heute natürlich eher
„Großmuttersprache“) wieder zu erlangen und die ungarndeutschen Traditionen zu pflegen. Auf beiden Gebieten müssen wir
beträchtlichen Nachholbedarf verzeichnen. Daher waren wir als DSV nur in den obengenannten zwei Bereichen tätig. Unsere
Tätigkeiten führten wir immer ehrenamtlich durch. Daraus entstehen auch heute sehr oft Missverständnisse. Viele Bürger
erwarten von uns – wie von einem Amt - auch andere Leistungen (soziale Hilfe etc.) die wir aber nicht imstande sind zu leisten..
Wir haben - die DSV und der Braunhaxler-Verein - jetzt schon eigene Räume in der Szőlő-utca 72 (insgesamt 54 m2 ), die dort
als „Begegnungsstätte“ ( z.B. Deutsch–Klub) für Veranstaltungen dienen, sie bieten aber nur für max. 20 Personen Platz. Hier ist
auch ein Internet–Klub mit 4 PC in Betrieb.
Unsere „freiwilligen Mitarbeiter“ sind in erster Reihe Pädagogen der ungarndeutschen Bildungsinstitutionen, es gibt aber auch
eine Handvoll von engagierten Deutschen ohne besondere Funktion, die uns gelegentlich behilflich sind, wie z.B. Josef PUPLI
und Marika HERHOFF (Szabóné) in Krottendorf.
Den Löwenanteil der Arbeit haben in den letzten 16 Jahren folgende Personen verrichtet:
a/ Mitglieder des Braunhaxler–Vorstandes
István TARLÓS , Ehrenvorsitzender des Vereins seit der Gründung. Er – als Bürgermeister von Altofen-Krottendorf – hat uns
schon bei der Gründung viel geholfen.
Geschäftsführende Vorsitzende des Braunhaxler Vereins waren: 1994 – 1998 Dr. Josef FEHÉRVÁRI (Fritz), 1998 – 2004 Stefan
NEUBRANDT, ab 2004- bis heute: Tibor TAUNER.
Aktive Mitglieder des Vorstandes waren bzw. sind: Dr. Ladislaus MERCZ (ab 1994), Alfred MILLINGER (ab1994), Imre
SZÖLLÖSI (Zurmühl, 1996 – 2006), Ladislaus WITTINGER ( ab 1994), Frau Hedwig GÁLOSFAI (Wittmann) und Josef PUPLI (ab
2006), Franz SCHLOTTER (ab 2006), und Tibor TAUNER (ab 1994). Die ehrenamtliche Sekretärin ist seit 1998 Frau Olga
NEUBRANDT. Vorsitzender des Kontrollausschusses ist ab 2002 Aladár BONHARDT.
b/ Mitglieder der Deutschen Selbstverwaltung (DSV) Óbuda-Békásmegyer
Vorsitzender Dr Josef FEHÉRVÁRI und Vize-Vorsitzender Dr. Ladislaus MERCZ sind beide seit 1994 in „Amt“. Mitglieder der
DSV waren/sind: Stefan NEUBRANDT, 1994 bis 2004 (+), Alfred MILLINGER, Imre SZÖLLŐSI und Ladislaus WITTINGER; alle
zwischen 1994 und 2006. Neue DSV-Mitglieder sind seit 2006 dr. Andrea FEHÉRVÁRI, Tibor TAUNER und Ladislaus VENCZEL.
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Dank der Heimatvertriebenen
Wir, Ungarndeutsche, betrachteten es als unsere angestammte Aufgabe, deutsche Traditionen wiederzubeleben, und haben uns
prinzipiell zum Hauptziel gesetzt, die „Ehre der Schwaben“ - die in Ungarn nach dem 2. Weltkrieg verloren gegangen schien -
wiederherzustellen. Jetzt im Jahre 2009 - als dieses Buch als Manuskript vorliegt - können wir bewusst behaupten, dass wir dieses
Ziel erreicht haben. Das konnten die „Heimatverbliebenen“ nur mit Hilfe der „Heimatvertriebenen“ - die in Deutschland eine neue
Heimat gefunden haben – gemeinsam erreichen. Die Vertriebenen in Deutschland hatten schon in den 1950-er Jahren mit der
Wiederherstellung der Kontakte zur „alten Heimat“ begonnen, und vor allem „ihre alte Kirchen“ in Ungarn unterstützt. So war es
auch bei uns in Krottendorf. Aus Deutschland haben großen Anteil daran gehabt: das Ehepaar HERCEGFI in Neckarelz, Frau Barbara
MOSER in Mosbach, Frau Anna NUSSBRÜCKER in Steinheim (die ehemalige Weißhaar Nantschi) und Frau Anna SCHMELCHER
(die ehemalige Wagner Buci) in Billigheim–Sulzbach. Aus Ungarn hat sich hier besonders unser Frédi Millinger hervorgetan. So
kam dann 1998 auch eine offizielle Gemeinde-Partnerschaft zwischen Altofen-Krottendorf und Billigheim (Baden) zustande.
•
Schlusswort
Wir müssen feststellen, dass das größte Problem des Deutschtums in Ungarn – so auch des Braunhaxler Vereins – nicht mehr zu
lösen ist. Vereinsmitglieder gibt es genug (im Braunhaxler-Verein haben wir auf Papier immerhin etwa 500 Mitglieder). Diese
bekennen sich aber nicht mehr zu ihrem Deutschtum und ihre Kinder und Kindeskinder wollen auch keine Deutsche in Ungarn
sein. Sie sind zwar alle stolz auf die Leistungen ihrer deutschen Vorfahren, zählen sich aber selber schon zu den Assimilanten. Sie
bewahren noch eine gewisse deutsche kulturelle Identität, aber in Wirklichkeit sind sie schon zu Madjaronen, zu „echten Ungarn“
geworden. Gute ungarische Patrioten waren sie schon immer, und so ist es auch bis heute geblieben.
Mit Stefan Neubrandt haben wir schon im Jahre 2000 in einem gemeinsamen Bericht wie folgt „schreiben müssen“: „Das Rad der
Geschichte ist nicht zurückzudrehen. Die deutsche Seele von Altofen- Krottendorf ist schon tot, und wir leben schon in der 25.
Stunde unseres Deutschtums“.
Als Abschluss möchte ich wieder ein neu entstandenes Lied zitieren Ob der Sinn des Liedes den Weg zu unserem Fortbestehen zeigt,
ist noch unklar:
Wir sind Donauschwaben Kindeskinder
Ein Volk beliebt fürs gute Handwerk, für seine Ehrlichkeit und Fleiß
Sie zogen weg aus deutschen Landen, und brachten bald den Beweiß
Aus toter Erde, Sumpf und Wüste, wurde fruchtbar dieses Land
Das sie hegten und liebten, als ihr eignes Heimatland
Refrain:
Wir sind Donauschwaben Kindeskinder, erzählen heut wie es früher war
Zerstreut in viele Länder dieser Erde, doch im Herzen sind wir uns sehr nah
Wir sind Donauschwaben Kindeskinder, Egal auf welchem Fleck auf dieser
Erde, doch im Herzen sind wir uns sehr nah!
Aus guten Nachbarn wurden Freunde, die Deutschen brachten doch das Glück
Doch der Erfolg brachte auch Neider, sie wollten jetzt das Land zurück
Anstatt zu danken für die Hilfe, gab es Vertreibung, Hass und Tod
Ihnen blieb nur Angst und Armut, und der Glaube an den Gott
Refrain…
Und nur die Hoffnung trieb sie weiter, in viele Länder dieser Welt
Wo nur der Fleiß der Donauschwaben und Gottes Hilfe sie erhält
Aber wenn wir leben nach den Werten, die uns das Volk hat beigebracht
Dann wird,s noch, durch unsere Kinder, den Donauschwaben gedacht!
Refrain…
In diesem Sinne, mit ewiger Verbundenheit zum Ungarndeutschtum:
Budapest, November 2009.
Dr. Josef Fehérvári (Fritz)
Óbudai Német Hagyományokat Ápoló Egyesület, Óbuda-Békásmegyer
Verein zur Pflege der Deutschen Traditionen, Altofen-Krottendorf